Beteiligungsintensität

Die Leiter der Bürgerbeteiligung 

Dieses Erklärungsmodell von Sherry R. Arnstein verdeutlicht, dass Beteiligung unter­schiedliche Qualitäten annehmen kann, die als Beteiligungs­stufen oder Beteiligungs­tiefe beschrieben werden können.

Beteiligungsleiter


Informativ, Deliberativ, Kollaborativ

Am IPG verwenden wir eine dreistufige Kategorisierung, um die unterschiedlichen Ausprägungen von Partizipation zu verdeutlichen. Wir unterscheiden dabei zwischen informativer, deliberativer und kollaborativer Partizipation. Die drei Stufen beinhalten jeweils unterschiedliche methodische Arbeitsweisen, die in einem Verfahren angewendet werden.


informativ

1. Informativ

Von einer informativen Beteiligung sprechen wir, wenn ausschließlich über Sachverhalte informiert wird. Dabei gibt es für die Beteiligten die Möglichkeit, auf Informationen mit Abstimmungen, Eingaben oder Fragen und Antworten zu reagieren. Bei informativen Veranstaltungen sind die Mitbestimmungs- und Mitgestaltungsmöglichkeiten der Beteiligten gering. Als Formate werden zum Beispiel Bürgerversammlungen, Anhörungen oder öffentliche Ausschusssitzungen genutzt. Methodisch zeichnen sich informative Beteiligung durch Vorträge, Präsentationen, hin und wieder auch Führungen aus.


deliberativ

2. Deliberativ

Deliberative Beteiligung setzt auf eine vertiefte Kommunikation der Teilnehmenden: Diskussionen, Redeveranstaltungen, Meinungsbildung und öffentliche Diskurse prägen diese Form der Beteiligung. Zu deliberativen Verfahren gehört, wie bei informativen Verfahren, ein transparenter Informationsfluss. Dem kommunikativen Austausch der Beteiligten wird aber eine entscheidende Bedeutung beigemessen und die Beteiligten verfügen über mehr Mitbestimmungs- und gestaltungsmöglichkeiten als in rein informativen Beteiligungsverfahren. Formate und Methoden für deliberative Beteiligung sind der Runde Tisch, das World Café, Bürgerparlamente, Town Hall Meetings, Debatten und viele andere. Der Mehrzahl der durchgeführten Beteiligungsverfahren sind informativ oder deliberativ ausgerichtet.


kollaborativ

3. Kollaborativ

Kollaborative Verfahren zeichnen sich durch eine aktive Zusammenarbeit aller Teilnehmenden aus. Kollaborative Verfahren sind solche, die Arbeitsmethoden beinhalten können, die auch von Fachleuten, z.B. in der Architektur, Design oder Entwicklung genutzt werden. Sie gehen über den Austausch von Informationen, Meinungsäußerungen und eine auschließlich gesprächsorientierte Auseinandersetzung hinaus. Stattdessen führen die Teilnehmenden methodische Arbeitsschritte analog zu den Tätigkeiten professioneller Entwickler und Gestalter durch. Sie analysieren, vermessen, recherchieren, interviewen, entwerfen und entwickeln Maßnahmen, Projekte oder Planungen. Auf diese Weise kann sich eine hohe Identifikation der Teilnehmenden mit den Ergebnissen entwickeln, die durch die eigene Gestaltung und Auseinandersetzung entsteht. Formate für koolaborative Beteiligungen sind z.B. Zukunfts- oder Planungswerkstätten, InnovationCamps oder Design Thinking Workshops.


Wir verstehen die Beteiligungsarten nicht als einander ausschließende Arbeitsweisen, sondern als aufeinander aufbauende Vertiefungsmöglichkeiten der Partizipation. Deliberative Verfahren beinhalten immer auch informative Elemente. Kollaborative Verfahren enthalten gleichfalls informative und deliberative Elemente. Der Grad der Teilhabe und damit auch der Aneignung des jeweiligen Gegenstands durch die Beteiligten nimmt von Stufe zu Stufe zu. Ebenso wächst das Verständnis für die am Ende getroffene Entscheidung durch die eigene intensive Auseinandersetzung mit der Thematik von Stufe zu Stufe.